Unterrichtsreihe

Das Gute Ideen Labor

Mit Design Thinking neue Ideen für eine nachhaltige Welt entwerfen

Die Welt braucht viele gute Ideen und wir glauben, dass jede*r solche Ideen entwickeln kann! Das Gute Ideen Labor ist ein Workshopkonzept für junge Erwachsene in dem mithilfe der Design Thinking Methode Herausforderungen rund um das Thema Nachhaltigkeit betrachtet werden. In kleinen Teams werden neue Ansätze für vorgegebene oder selbstgewählte soziale, ökologische oder ökonomische Herausforderungen entwickelt und mithilfe eines Prototypens umgesetzt. 

Sek II
Mittel
Projekttag

Foto von fauxels von Pexels

Das Gute Ideen Labor ist eine auf Design Thinking basierende Workshop-Methode zur Entwicklung von Nachhaltigkeitsinnovationen durch junge Erwachsene. Neben Nutzerbedürfnissen werden in allen Phasen des Innovationsprozesses auch immer sozial-ökologische Aspekte berücksichtigt. Auf diese Weise werden junge Menschen dazu ermutigt sich mit Themen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die Globalen Nachhaltigkeitsziele auseinander zu setzen, in einem Team zu arbeiten und eigene Ideen für große Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln.

Alle Workshopmaterialien eigenen sich zur Vorbereitung für pädagogisches Personal an weiterführenden Schulen, Berufsschulen, oder Einrichtungen für Jugendliche und junge Erwachsene, die Interesse haben innovative Ideen zum Thema Nachhaltigkeit mit ihren Schülerinnen und Schülern zu entwickeln. Alle Materialien stehen unter einer CC-Lizenz und können kostenlos genutzt, angepasst und vervielfältigt werden. 

Wir danken Steelcase für die Förderung zur Entwicklung dieses Workshops. 

Erklärvideo zu Design Thinking von Protellus

Im Folgenden erhältst du: 

  • Inspiration für einen beispielhaften Ablauf, um einen 3-teiligen Design Thinking Workshop zum Thema Nachhaltigkeit umzusetzen
  • Arbeitsanweisungen und Vorlagen, die Design Thinking mit dem Thema Nachhaltigkeit kombinieren 

Wir schlagen folgende Materialliste vor – gerade bei den Bastelmaterialien ist jedoch der Fantasie keine Grenze gesetzt!

Bereits vorhandene oder geliehene Materialien haben Vorrang; falls zusätzliche Materialien gekauft werden müssen, sollte auf Anbieter ökologischer Produkte
geachtet werden.

Materialsammlung für einen Projekttag oder Workshop. Stifte, Postits sind zu sehen. Ein offener Moderationskoffer.
Foto von Tim Gouw von Pexels

So bereitest du dich vor: 

  1. Verschaffe dir einen Überblick. Lies die Abläufe der Einheiten und mach dich mit den zusätzlichen Arbeitsvorlagen vertraut. 
  2. Wähle ein Thema, zu dem du das Gute Ideen Labor durchführen möchtest. Die Design Challenges können von den Teilnehmenden mithilfe der Globalen Nachhaltigkeitsziele selbst bestimmt werden, oder du setzt einen Schwerpunkt. Inspiration dafür erhältst du in Einheit 1. 
  3. Online oder Präsenz? Organisiere einen geeigneten Raum, oder führe das Gute Ideen Labor als online Workshop durch. Die Materialliste gibt dir eine Übersicht über die Ausstattung, die dich bei dem Workshop unterstützen kann. 
  4. Suche dir Verstärkung. Neue Dinge auszuprobieren macht gemeinsam mehr Spaß und man kann sich gegenseitig unterstützen. Frag deine Kolleg*innen, ob sie dich bei dem Workshop unterstützen möchten. 
  5. Probier’ es einfach aus. Der Workshop fördert exploratives Lernen – gemeinsam mit den Teilnehmenden wirst du die Einheiten ausprobieren und die Herausforderungen meistern.
    Wir wünschen dir viel Spaß! 

Ablauf

Phase 1: Problem verstehen

Dauer: 2 x 90min
Ziel: Einführung Design Thinking & Nachhaltigkeit, Teamfindung, Verständnis für Problemstellung, Interviews und Personas

Phase 2: Problem lösen

Dauer: 1 x 90min
Ziel: Brainstorm-Techniken, Prototypentwicklung

Phase 3: Lösung testen & präsentieren

Dauer: 2 x 90min
Ziel: Einführung & Auswertung Testing, Verfeinerung Prototypen, Präsentation, Feedback


Phase 1: Problem verstehen

⏰ 2 x 90 min

In der ersten Phase lernen die Teilnehmenden das Gute Ideen Labor und die anderen Teilnehmenden kennen. Im Team wird ein gemeinsames Verständnis der Design Challenges entwickelt. 

Zudem entwickeln die Teilnehmenden Empathie für die Problemstellung indem sie Interviews führen.

Dabei entsteht eine Persona, die verschiedene Nutzerbedürfnisse stellvertretend repräsentiert. 

Schritt 1: Warm-up durchführen

⏰  10 min
Um die Teilnehmenden auf den Workshop einzustimmen und sich ein wenig kennenzulernen beginnen wir mit einem Aufstellungsspiel als Warm-up. 

Sieh dir die Arbeitsvorlage an, um mehr über die Durchführung zu erfahren.

Schritt 2: Das Gute Ideen Labor (GIL) vorstellen

⏰ 25 min

Schaubild zu Design Thinking: 3 Phasen Problem verstehen, Problem lösen, Lösung testen in wiederholender Iteration

Nun wird der genaue Ablauf des Workshops, die Arbeitsweise und die Herausforderungen des GIL vorgestellt. Dies kannst du mithilfe einer Präsentation oder am Whiteboard / Flipchart / Tafel einführen. 

Einen exemplarischen Ablaufplan, ein Prozessschaubild und Ideen für Design Challenges findest du in der rechten Spalte. Weitere Informationen über Design Thinking, Nachhaltigkeit, den globalen Nachhaltigkeitszielen und Inspiration für mögliche Design Challenges findest du ebenfalls in der rechten Spalte.

Schritt 3: Teams bilden

⏰ 15 min
Der Workshop richtet sich an junge Menschen zwischen 16 – 20 Jahren. Bei der Zusammenstellung von Teams sollte ein besonderer Fokus auf heterogene Teams (z.B. bezüglich Berufswunsch, Herkunft, Alter & Geschlecht) gelegt werden, da diese bei der Bearbeitung der Herausforderungen für vielfältige Perspektiven und einen größeren Ideenraum sorgen. Die ideale Teamgröße ist zwischen 3-5 Personen. Die Teams können sich selbst finden, oder die Einteilung wird moderiert. Dabei können die Teams zum Beispiel bezüglich gemeinsamer Interessen an den Design Challenges bestimmt werden. 

Wenn sich die Teams gefunden haben, kann zum gegenseitigen Kennenlernen die Übung 2 Wahrheiten – 1 Lüge durchgeführt werden. Jedes Teammitglied schreibt zwei Wahrheiten und eine Lüge über sich auf jeweils ein Post-It. Die anderen Teammitglieder müssen raten, was wahr und falsch ist. 

Arbeitsgruppe von jungen Erwachsenen
Foto von Buro Millennial von Pexels

Schritt 4: Blicke hinter jedes Wort

⏰ 15 min
Nun schauen sich die Teams die Design Challenges genauer an und entwickeln ein gemeinsames Verständnis für ihre Herausforderung. Die Übung “Blicke hinter jedes Wort” hilft dabei gemeinsam zu erkunden welchen Problembereich man sich als Team anschaut. 

Eine Anleitung zu dieser Übung findest du in der rechten Spalte. 

Schritt 5: Interviews durchführen

⏰ 15 min Vorbereitung + 40 min Durchführung
Interviews sind eine beliebte Methode, um den Problembereich der Design Challenges nicht nur aus der Sicht unseres Teams zu erkunden. Durch Meinungen und Einstellungen von Außen werden die Probleme vielseitiger und realer. 

Die Teams bereiten anhand ihres Challenge-Verständnis Interviews vor. Dabei ist wichtig, dass die Teams definieren, wer für die Challenge spannende Einblicke geben kann (Zielgruppe), wo diese zu finden sein könnten (Kontext), welche Fragen gestellt werden sollen (Interviewleitfaden) und wie das Interview durchgeführt werden soll (persönlich, telefonisch, Rollenverteilung – Interviewer, Beobachter*in, Dokumentator*in). 

Es sollten 3-5 Interviews durchgeführt werden.

Ein paar Tipps für die Vorbereitung und Durchführung von Interviews findest du in der rechten Spalte.

Schritt 6: Bedürfnis – Hindernis-Paare sammeln

⏰ 15 min
Wir haben unsere Nutzer*innen durch die Interviews besser kennengelernt. Nun versuchen wir, mit Hilfe dieser gesammelten Informationen zentrale Bedürfnisse und Hindernisse herauszuarbeiten.

Mithilfe der Übung Bedürfnis-Hindernis-Paare entwickeln wir ein tieferes Verständnis für mögliche Potentialfelder für die Entwicklung unserer Ideen.

Eine Anleitung und Vorlage für diese Übung findest du in der rechten Spalte. 

Arbeitsvorlage

Tipp: Viele der Arbeitsvorlagen können auf ein Whiteboard / Flipchart übertragen werden und in einem größeren Format mit Post Its befüllt werden. Das erleichtert die Zusammenarbeit im Team. 

Schritt 7: Persona entwickeln

⏰ 20 min
Abgeleitet aus den Interviews und Hindernis-Bedürfnis-Paaren entwickeln wir als nächstes eine Persona. Bei der Persona, einem fiktiven Charakter und Stellvertreter*in der Zielgruppe, werden konkrete Eigenschaften (z.B. Lebensstil, Werte und Einstellungen, Motivationen und Ziele) detailliert und auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit beschrieben. 

Diese Herangehensweise ermöglicht es den Teilnehmenden, ein umfangreiches Verständnis für die Lebenssituation der Persona zu entwickeln und damit Empathie mit der potenziellen Nutzer*in aufzubauen, um Ideen zu entwickeln, die später einen wirklichen Mehrwert haben. 

Arbeitsvorlage

Schritt 8: Fokus-Frage formulieren

⏰ 5 min
Die Fokus-Frage (oder „Wie-können-wir-Frage“) markiert den Übergang von der Problem-verstehen-Phase in die Problem-lösen-Phase. Sie beschreibt, welches Problem für welche Persona wir konkret lösen wollen. Damit formuliert jedes Team basierend auf der Design Challenge vom Anfang ihre ganz eigene Herausforderung. 

Eine Vorlage zur Formulierung der Fokus-Frage findest du in der rechten Spalte.

Arbeitsvorlage


Phase 2: Problem lösen

⏰ 1 x 90 min (mit optionalem Schritt 2x90min)

In der zweiten Phase werden für die Erkenntnisse aus der ersten Phase konkrete Ideen entwickelt. Dabei kommen verschiedene Kreativitätstechniken und Synthesemethoden zum Einsatz. 

Die Phase mündet in der konkreten Gestaltung einer ersten Lösung – dem sogenannten Prototyp. 

Schritt 9: Brainstorming Ideen entwickeln

⏰ 40 min
Beim klassischen Brainstorming entwickeln wir gemeinsam im Team Ideen, um das als Fokus-Frage formulierte Problem zu lösen. Der Teamgedanke steht hierbei im Mittelpunkt, denn wir inspirieren uns gegenseitig und bauen auf den Gedanken unserer Teammitglieder auf.

Regeln für eine erfolgreiche Brainstorming Session, sowie Vorschläge für verschiedene Techniken und Nachhaltigkeitsinspirationen findest du in der rechten Spalte.

Am Ende der Brainstorming Session muss sich für eine Idee entschieden werden, die als Prototyp umgesetzt werden soll.  

Schritt 10: Prototyp entwerfen

⏰ 50 min
Die zweite Phase mündet in der konkreten Gestaltung einer ersten Lösung – dem sogenannten Prototyp. Ein Prototyp kann beispielsweise ein plastisches Modell oder auch ein Rollenspiel sein. In jedem Fall dient er dazu, eine Idee zu veranschaulichen und erlebbar zu machen. Erfahrungsgemäß regt ein plastisches Modell schneller und einfacher zu Feedback an als z.B. eine schriftliche Beschreibung einer Idee.

Prototyping mit Lasercutter, Knete und anderen Materialien
Prototyping mit Cospaces
Bsp. für Materialien: Steelcase Innovation Kit

Arbeitsvorlage

Optional: Digitale Werkzeuge kennenlernen

⏰ 90 min (zusätzlich)
Für spannende Lösungsideen in Anlehnung an die Globalen Nachhaltigkeitsziele können Prototypen auch mit Hilfe digitaler Tüfteltechnologien gestaltet werden. Zum Beispiel den sprechenden Mülleimer oder die digitale Nisthilfe, die die Bienenaktivität misst. Mit Hilfe der Videotutorials und der Lernkarten könnt ihr einen Einblick in die Funktionsweise der digitalen Werkzeugen bekommen und erste eigene Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit entwickeln.


Phase 3: Lösung testen & präsentieren

⏰ 2 x 90 min

In der dritten Phase wird der entwickelte Prototyp von potenziellen Nutzer*innen getestet. Mithilfe des Feedbacks werden die Prototypen weiterentwickelt und ggf. sogar in eine eigene Geschäftsidee umgewandelt. Zum Abschluss des Workshops werden alle Ideen präsentiert. 

Schritt 11: Prototyp testen

⏰ 20 min Vorbereitung + 30 min Durchführung
Sobald wir einen Prototyp erstellt haben, lassen wir ihn von potentiellen Nutzer*innen testen. Das Feedback dient uns als Grundlage für die anschließende Überarbeitung des Prototyps, um ihn so an tatsächliche Nutzer*innen-Bedürfnisse anzupassen.

Für die Vorbereitung und Durchführung des Testings kannst du die Arbeitsvorlagen in der rechten Spalte verwenden. 

Der Prototyp kann zwischen zwei Workshop-Terminen getestet werden. Wir empfehlen Testings mit 3-5 Personen durchzuführen, die die Nutzer*innengruppe repräsentiert.

Schritt 12: Prototyp weiterentwickeln

⏰ 40 min
Nach dem Testing soll das Feedback in die Weiterentwicklung des Prototypen eingearbeitet werden. Dabei kann der Prototyp verfeinert werden, oder weitere Aspekte betrachtet werden, um eine Umsetzung der Idee realistischer zu gestalten. 

Eine geeignete Methode für die Weiterentwicklung einer Idee in eine Unternehmensidee ist die Sustainable Business Model Canvas. Weitere Informationen und eine Vorlage findest du im rechten Bereich.

Schritt 13: Ideen vorstellen

⏰ 60 min

Nun geht es darum, den getesteten und verfeinerten Prototyp vor der Gruppe vorzustellen. Natürlich können auch weitere Gäste z.B. Familie, Freunde, Vereine o.ä. eingeladen werden. 

In der Arbeitsvorlage “Präsentationsmethoden” werden verschiedene Methoden vorgestellt. Überlege gemeinsam mit der Gruppe welche Methode für euch am besten passt. Zum Beispiel erhalten alle Teams zwischen 3-5 min Zeit für ihre Ideenpräsentationen vor der ganzen Gruppe und zusätzlich 2 min für Feedback aus der Gruppe. 

Zudem kann gemeinsam überlegt werden, wie die Idee weiterentwickelt werden kann.

Möglichkeiten sind zum Beispiel: 

  • Nachhaltigkeitswettbewerbe
  • Entwicklung einer Schülerfirma oder AG 
  • Publikation auf einem Blog, Vlog, Social Media

Arbeitsvorlage: 

Schritt 14: Workshop Reflexion

⏰ 30 min
Zum Abschluss des Workshops bietet es sich an ein wenig Zeit für eine Reflexion einzuplanen. Diese Methode kann auch nach jeder Phase genutzt werden, um schon vorher herauszufinden was gut läuft und was noch verbessert werden kann. 

Eine Vorlage für die Reflexionsübung gibt es in der rechten Spalte. 

Um auch über den Workshop hinaus in Kontakt mit den anderen Teilnehmenden zu bleiben, können wenn gewünscht Vernetzungsangebote z.B. E-Mail Listen, Slack Kanal o.ä. erstellt werden. 

Arbeitsvorlage: 

Diese Unterrichtsreihe wurde von Junge Tüftler*innen mit Unterstützung von Steelcase entwickelt.